Tobias Hertle
Vom Blutmond zum Sonnenaufgang
Ein Spektakel, wie es nur einmal im Jahrhundert vorkommt und wie es einem Menschen auch nur ein einziges Mal vergönnt ist, es erleben zu dürfen. Eine besonders lange Mondfinsternis sollte in der Nacht des 27. Juli 2018 zu beobachten sein. Darüber hinaus trifft langwelliges, rotes Licht den Mond und färbt diesen rötlich. Man spricht hierbei von einem Blutmond.
Dieser Blutmond war der Grund, warum ich mich am frühen Abend besagten Tages auf den Weg zum Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen gemacht habe. Der Blutmond über der Zugspitze stehend, die Spiegelung im, zu jeder Tageszeit, wunderschönen Eibsee - ein perfektes Motiv. Zumindest in meinen Gedanken.
Also das Auto am unteren Parkplatz abgestellt, das Parkverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr ignoriert, 4€ Parkgebühr entrichtet und den Rucksack geschultert. Mit dabei die Campingausrüstung, falls es länger dauern sollte. Gemütlich ans Seeufer spaziert, Gaskocher raus und erstmal zu Abend essen. Sämtliche Mücken, die den Eibsee ihr Zuhause nennen, waren meine (ungebetenen) Gäste, was die Freude auf das nächtliche Himmelswunder aber nicht trüben konnte.
Wie ich nun da sitze und mir die Schönheit der Location wieder mal bewusst wird, wandert der Gedanke an das Parkverbot schleichend in mein Gehirn. Also Smartphone gezückt und den Sachverhalt gegoogelt. Möchte das ja wissen und bin bei solchen Fragen immer etwas ängstlich. Und tatsächlich, vor horrenden Strafen für nächtliches Parken wird ausdrücklich gewarnt. Welch ein Mist. Also Rucksack auf den Rücken und umparken. Leider ist das am Eibsee so eine Sache, denn nächtliche Besucher scheinen nicht wirklich erwünscht. Immerhin kann man am Parkplatz der Zugspitzbahn über Nacht parken. Der Preis ist mit 14€ aber auch empfindlich. Habe mich dann dazu entschieden, die Nacht definitiv am See zu verbringen und die Gebühren in Kauf zu nehmen.
Wieder zurück am See ging dann die Suche nach einem geeigneten Platz los. Doch sehr zu meiner Überraschung, war ich nicht der einzige mit dem Gedanken, die Nacht dort zu verbringen. Die meisten ufernahen Plätze waren bereits belegt. Nach längerem Herumirren in zum Teil absoluter Dunkelheit (dank leistungsstarker Stirnlampe mit Akku bin ich nicht ewig im Dunkeln getappt), einer Kletterpartie am Steilufer und dem gescheiterten Versuch mein Tarp aufzuspannen, habe ich mich dann für die Hängematte im vorderen Bereich des Sees entschieden. Hängematte aufgespannt, Insektennetz (Sehr praktisch, preiswert und im Wald ein absolutes Muss) drüber, Schlafsack und Luftmatratze (gegen Kälte von unten und für etwas mehr Komfort) in die Hängematte (dank doppelten Boden mit Reißverschluss möglich) und dann auf den Mond gewartet und gewartet und gewartet...aber der Mond kam nicht.
Doch trotz fast klarer Sicht war der Mond nicht zu sehen. Instagram quoll währenddessen förmlich über von Mondsichtungen und laut Mondverlauf, sollte der Trabant mittlerweile leuchtend am Himmel stehen. Die Erkenntnis war dann schließlich, dass ich mich zu nah an der Zugspitze befinden musste und der Berg den Mond einfach verdeckt hat. Alles umsonst, wenn man vom Erlebnis in der Natur absieht. Mit diesen Gedanken bin ich dann ins Bett und habe bis zum ersten Sonnenstrahl gut geschlafen (Hängematten sind einfach super bequem).
Nachdem ich mein Lager abgebaut und alles im Rucksack verstaut habe, bin ich wieder ein Stück am See entlang gegangen, habe mir einen ruhigen Platz am Ufer gesucht und darauf gewartet, dass die Sonne am Himmel steht. Gemütlich mein Müsli gefuttert und die absolute Stille des Morgens genossen. Während dieser Genussphase ist auch mein Bild des Morgens am Eibsee entstanden. Es zeigt den Moment, wie ich ihn erlebt habe, fängt die Ruhe und Stille des Morgens ein und schafft es dabei zugleich die beeindruckende Präsenz des Zugspitzmassivs sowie die Magie des Eibsees darzustellen.
Ich habe den Aufenthalt am See dann noch mit einem Bad in selbigen fortgeführt, die Sonne genossen und wurde dann (leider) von den zahlreichen Ausflüglern vertrieben, deren Stimmen man bedauerlicherweise schon von sehr weitem hört. Eine Gruppe junger Damen, die sich in unmittelbarer Nähe zu mir niedergelassen haben, gaben mir vom Lärmpegel her das Zeichen, zum Auto zurückzukehren.
Aufgenommen wurde das Bild mit der Nikon D500 und dem Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM.
